WWI-Bericht 2012

Entwicklung von Lebensräumen und Durchführung eines Monitoring zur Phänologie der Wat- und Wasservögel unter Anwendung der Vogelberingung im Naturschutzgebiet „Dreba-Plothener Teichgebiet“

1. Allgemeines

In Abstimmung mit der Beringungszentrale Hiddensee wurde wiederholt das spezielle Beringungsprogramm durchgeführt. Wie in der Vergangenheit kamen im gleichen Gebiet die Uferreusen zum Einsatz. Die Gesamtzahl der Fangtage betrug169, davon waren 97 Fangtage effektiv.

Bemerkenswert schwach war das Zuggeschehen der Limikolen, im Herbst, welches unter dem langjährigen Durchschnitt lag. Der trockene, niederschlagsarme Sommer führte an den Teichen zu Wasserstandsverlusten, die Mitte August bereits bei über 30 cm lagen! An verschiedenen Gewässern bestanden so günstige Rastbedingungen, die die Attraktivität des Fangplatzes minimierten. Demzufolge verteilten sich die schwachen Bestände noch zusätzlich auf der Fläche.

Durch die Wasserstandsregulierung etablierten sich verhältnismäßig spät im Frühjahr noch einige Rallen. Durch die Rufe der Wasserrallen Rallus aquaticus Mitte April wurde zunächst ein Bestand von 3 Paaren angenommen. Die Optimierung der Habitatbedingungen Ende Mai führte offensichtlich zur Bestandszunahme. Die Bestätigung erbrachte der Fang der Jungvögel in der Folgezeit. Nach den unterschiedlichen Altersstadien derselben ist von einem Brutbestand von 7-10 Paaren auszugehen. 

Tüpfelsumpfhuhn
Tüpfelsumpfhuhn

Noch bedeutender ist die Wiederbesiedlung des Gebietes durch das Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana, welches in den letzten Jahren fehlte. Rote Liste 1

Erstmals konnte ein Wachtelkönig in einer Reuse gefangen werden.

2. Phänologie und Rastbestandsentwicklung

Die Erfassung des Heimzuges mit Uferreusen begann am 28.04. und endete am 24.05.2012.

Erste Vögel auf dem Wegzug wurden am 26.06.2012 aus den Fanggeräten, die letzten am 21.10.2012 entnommen.

 

Bruchwasserläufer
Bruchwasserläufer

Bruchwassserläufer Tringa glareola


Zu beiden Fangperioden traten wie im Vorjahr Bruchwasserläufer als typische Binnenlandzieher auf, deren Rastzahlen sehr unterschiedlich waren. Das Maximum lag während des Frühjahrszuges deutlich über dem des Herbstzuges.

Die ersten Individuen erschienen Ende der 3. April-Dekade und Mitte Mai wurde der Höhepunkt erreicht, was durch die täglichen Beringungen belegt wird. Danach nehmen die Rastbestände spürbar ab, gegen Ende des Monats war der Heimzug praktisch abgeschlossen.

 

Die Beringungen pro Tag verdeutlichen nochmals das schwächere Zuggeschehen. Im Frühjahr 2011 wurden an 13 effektiven Fangtagen 88 Ind. beringt. Daraus errechnet sich ein Mittelwert von 6,7 Fänglingen/Tag. Während des Heimzuges 2012 wurden an 19 effektiven Tagen 59 Ind. gefangen, mit einem Tages- Mittelwert von 3,1 Fänglingen.

Bereits am 25.06. war der erste Altvogel wieder anzutreffen, was bedeutet, daß bereits nur 4 Wochen nach der Brutzeit die ersten Altvögel auf dem Rückflug waren! Die erste Beringung gelang einen Tag später. Letztmalig liegt eine solche vom 30. Juli vor.

 

Die erste Juli-Dekade brachte zahlenmäßig die stärksten Fangzahlen des Herbstzuges.

Am 11.07. wurde der erste juv. Vogel der Art gefangen und beringt.

Der Anteil der Jungvögel beim Bruchwasserläufer erreichte auf dem Wegzug gerade 41%. Die schwachen Bestände des Jungvogelzuges können in Abhängigkeit vom Erfolg in den Brutgebieten liegen, auf die allgemein guten Rastbedingungen wurde bereits hingewiesen.

Maximal traten 18 diesjährige Individuen am 06. August auf.

 

Hier die frühesten Fangdaten der letzten beiden Jahre:
28.04.2012
01.05.2011.

Damit hat sich der in den letzten Jahren früher einsetzende Beginn des Heimzuges wiederholt.

 

Bei den Bestandsaufnahmen durch die Vogelbeobachtung werden die Unterschiede zwischen Alt- und Jungvögeln nur selten erfaßt. Eine solch wesentliche Aussage wird aber durch die kontinuierliche Beringungsarbeit ermöglicht.

 

Bekassine
Bekassine

Bekassine Gallinago gallinago


Das Zuggeschehen der Bekassine war recht unspektakulär, die geringen Rastbestände sind mit denen des Vorjahres vergleichbar. Obwohl die Reusen Ende Juni aufgestellt waren, wurde am 22.07. die erste Bekassine gefangen. Ende des Monats zunehmende Bestandszahlen mit Bildung eines Gipfels, maximal 8 Beringungen am 24.07., danach meist Einzeltiere oder kleine Trupps bis 3 Individuen.

Der Anteil der Nominatform, die mit 14 Schwanzfedern angegeben wird, betrug 98,2%, fünf Bekassinen hatten 12 Schwanzfedern.

Uneinheitlich ist die Meinung, ob Bekassinen vorzugsweise in der Nacht oder am Tag ziehen. Nach Auswertung der Beringungsergebnisse aus 16 Jahren liegen die Fangzahlen am frühen Morgen am höchsten, was auf stärkeren nächtlichen Zug hindeutet.

 

Beringungsergebnis 2012
 
Kiebitz Vanellus vanellus 2
Bekassine Gallinago gallinago 36
Flussuferläufer Actitis hypoleukus 2
Waldwasserläufer Tringa ochropus 19
Bruchwasserläufer Tringa glareola 116
Kampfläufer Phylomachus pugnax 3
Zwergstrandläufer Calidris minutus 2
Temminckstrandläufer Calidris temminckii 1
Wasserralle Rallus aquaticus 36
Tüpfelsumpfhuhn Porzana porzana 17
Teichhuhn Gallinula chloropus 2
Wachtelkönig Crex crex 1
Schnatterente Anas strepera 2
Krickente Anas crecca 45
Stockente Anas platyrhynchos 30
Knäkente Anas querquedula 8
Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis 11
   
Blaukehlchen Luscinia svecica 1
Schilfrohrsänger Acrocephalus schoenobaenus 2
Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus 4
Gebirgsstelze Motacilla cinerea 1
Wiesenschafstelze Motacilla flava 5
Bachstelze Motacilla alba 54
Rohrammer Emberiza schoeniclus 3
   
Gesamtzahl 403
Waldwasserläufer Tringa ochropus

Beringt wurden insgesamt 403 Vögel in 24 Arten gefangen.

3. Wiederfänge

Es liegen insgesamt 78 Kontrollfänge außer den Singvögeln vor.

3.1. Eigene Kurzzeit- Wiederfänge

Bruchwasserläufer Tringa glareola:

Es gelangen 6 Wiederfänge, die sich auf 5 adulte und 1 diesjährigen Vogel verteilen. Die längste Rastdauer eines Ind. (ad.) betrug 4 Tage.

 

Bekassine Gallinago gallinago: 2 Wdfg. nach je 1 und 3 Tagen

 

Kiebitz Vanellus vanellus: 1 Wdfg. nach 131 Tagen

 

Krickente Anas crecca: 1 Wdfg. nach 2 Tagen

 

Knäkente Anas querquedula: 1 Wdfg. nach 2 Tagen

 

Tüpfelralle Porzana porzana: Von dieser Art liegen 15 Wdfg. mit bis zu 20 Tagen nach der Beringung vor.

 

Wasserralle Rallus aquaticus: Es gelangen 49 Kontrollablesungen, maximal 32 Tage nach der Beringung. Die relativ hohe Zahl ergibt sich durch Wiederfänge nach dem oben geschilderten Brutgeschehen.

 

3.2. Eigener Langzeitwiederfang

Eine Bekassine wurde in einer Reuse wieder gefangen, die in einer Flachwasserzone mit hohem Deckungsgrad aufgestellt war. Die Ringkontrolle gab Anlaß zur Freude, denn der Vogel belegt erneut Rastplatztreue, war dieser doch vor mehr als vier Jahren in diesem Gebiet markiert worden.

Hier die Daten:

Beringungstag war der 01. 09.2008, der Kontrollfang gelang am 09.09.2012 nach 1468 Tagen. Dies ist zugleich der längste Wiederfang einer Bekassine in der 16 jährigen Projektlaufzeit.

 

Zu danken habe ich all denen, die das Projekt wieder tatkräftig unterstützen.

 

Jürgen Auerswald, Dreba, 21.10.2012

 

Kontakt

NABU Arbeitskreis
Teichgebiet Dreba-Plothen e.V.

Dreba 62
07806 Neustadt an der Orla

info{at}nabu-dreba.de

Tel: 0152 26 25 39 29


 

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